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"Das Machtgefälle in der Diakonie muss genau angeschaut werden"

evangelisch.de 3 months ago
"Das Machtgefälle in der Diakonie muss genau angeschaut werden" evde_m_admin So., 18.02.2024 - 07:51 Bayerns Diakonie-Präsidentin zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt

Nürnberg (epd). Die Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt im Bereich der Diakonie hat nach Ansicht der bayerischen Diakonie-Präsidentin Sabine Weingärtner zu viele Jahre nicht die erforderliche Aufmerksamkeit erhalten. „Da ist unglaublich viel Zeit vertrödelt worden“, sagte Weingärtner dem Evangelischen Pressedienst (epd). Bei ihrem Amtsantritt vor eineinhalb Jahren habe sie das Thema sexualisierte Gewalt bewusst in ihren Zuständigkeitsbereich geholt. Weingärtner warnte nach Veröffentlichung der ForuM-Studie zu Missbrauch in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Diakonie aber auch davor, „in Hyperaktivität zu verfallen“. „Es geht nicht darum, möglichst viel zu tun, sondern das richtige.“

Was aber das richtige ist, sei schwer zu beantworten, sagte Weingärtner. „Wir müssen die Aufarbeitung auf alle Fälle mehr in Gang bringen“, denn auch in diakonischen Einrichtungen gab es körperliche, psychische und sexualisierte Gewalt. „Hier wollen wir mehr Verantwortung als bisher übernehmen.“ Dabei gelte es zuerst die Bedürfnisse der Betroffenen zu berücksichtigen. „Manche möchten öffentlich ihre Geschichte erzählen, andere wollen eine Anerkennung für erfahrenes Unrecht, wieder andere gar keinen Kontakt mit uns - all das gilt es angemessen zu berücksichtigen“, sagte sie.

Die Kritik seitens der ForuM-Forscher an der Datenlage des quantitativen Studienteils und auch die Kritik an den Kirchen und der Diakonie seitens der Betroffenen könne sie durchaus verstehen, sagte Weingärtner. „Ob es jetzt allerdings den Betroffenen hilft, in jahrelanger Arbeit weitere Studien anhand von Personalakten zu erstellen, muss schon auch hinterfragt werden“, betonte sie. Es brauche vielmehr einen „Bewusstseins- und Haltungswandel“. „Die Übergriffe sind für die Betroffenen furchtbar. Oftmals noch schlimmer war für viele aber, dass ihnen nicht geglaubt wurde“, erläuterte Weingärtner.

Richtig sei, dass in den quantitativen Teil der ForuM-Studie noch sehr viel weniger Daten aus der Diakonie als von den Kirchen eingeflossen sind - das sei aber von Anfang an nicht Ziel der Studie gewesen. „Das liegt auch an der unterschiedlichen Verfasstheit“, sagte sie. Denn bei der Diakonie gebe es nur wenige Kirchenbeamte - und nur für die gebe es Disziplinarakten, die für die Studie auch gesichtet wurden. Der qualitative Teil allerdings habe gerade für die Diakonischen Werke und Verbände „eine enorme Bedeutung“, erläuterte die Präsidentin der Diakonie Bayern: „Gerade die Frage der Hierarchie und des Machtgefälles, besonders innerhalb geschlossener Systeme, ist in der Diakonie noch einmal eine ganz andere, die wir uns noch mal sehr genau anschauen werden.“

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Liebig: Führungsfrage in anhaltischer Kirche zügig klären

evangelisch.de 3 months ago
Liebig: Führungsfrage in anhaltischer Kirche zügig klären evde_m_admin So., 18.02.2024 - 05:46

Dessau-Roßlau (epd). Der scheidende Kirchenpräsident der Evangelischen Landeskirche Anhalts, Joachim Liebig, mahnt eine zügige Klärung der derzeit offenen Führungsfrage seiner Landeskirche an. „Sollte diese Dysfunktionalität zu lange andauern, dann würden sich Grundsatzfragen stellen“, warnte er im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Liebig geht Ende Februar nach 15 Jahren an der Spitze von Deutschlands kleinster evangelischer Landeskirche in den Ruhestand. Bei einer Sondertagung des Kirchenparlaments, der Landessynode, im September 2023 war die Wahl einer Nachfolgerin oder eines Nachfolgers gescheitert. Ein erneuter Wahlanlauf, der für Mitte März geplant war, wurde mangels einer ausreichenden Zahl an Kandidaten verschoben.

Eine neue Abstimmung soll erst bei der Zusammenkunft der neuen Landessynode Ende Mai oder Anfang Juni erfolgen. Die Synodalen werden derzeit in den fünf Kirchenkreisen gewählt. Trotz der ungeklärten Führungsfrage sieht Liebig die Landeskirche bisher nicht in ihrer Existenz bedroht. „Im Moment ist der Landeskirchenrat durch mein Ausscheiden nur mit zwei Personen und damit nicht vollständig besetzt“, sagte Liebig: „Das ist misslich, aber derzeit sehe ich noch keine existenzielle Bedrohung.“

Eine Fusion etwa zu einer mitteldeutschen Kirche oder gar einer „Ostkirche“ lehnt der Kirchenpräsident ab. „Es ist ein Irrtum zu glauben, dass die Größe zentral für die Relevanz ist“, sagte Liebig. Er habe andere Erfahrungen gemacht. Die Kirchen seien nicht deswegen gesellschaftlich bedeutsam, weil sie eine große Zahl an Mitgliedern hätten, betonte der Kirchenpräsident: „Mir ist nicht im Geringsten aufgefallen, dass wir hier im Osten oder in Mitteldeutschland eine mindere Relevanz haben, bloß weil wir eine Minderheitskirche sind.“

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Experte: Lehren aus Afghanistan-Einsatz werden nicht gezogen

evangelisch.de 3 months ago
Experte: Lehren aus Afghanistan-Einsatz werden nicht gezogen evde_m_admin So., 18.02.2024 - 05:45

Frankfurt a.M. (epd). Der Konfliktforscher Conrad Schetter bezweifelt, dass aus der Aufarbeitung des Afghanistan-Einsatzes tatsächlich Lehren gezogen werden. „Die beteiligten Ministerien werden wahrscheinlich sagen, was im Bericht ist, wissen wir und haben wir alles geändert“, sagte der Direktor des Bonn International Centre for Conflict Studies (BICC) dem Evangelischen Pressedienst (epd). Doch das sei weder im Umgang mit Afghanistan noch mit anderen Krisenregionen zu beobachten. Am Montag veröffentlicht die Enquete-Kommission des Bundestages zum Afghanistan-Einsatz einen Zwischenbericht mit den Ergebnissen aus rund anderthalb Jahren Arbeit.

So behalte der Vorwurf der Kommission, die Beteiligten hätten nicht genug über Afghanistan gewusst, seine Gültigkeit, kritisierte Schetter, der sich seit Jahrzehnten mit dem Land beschäftigt. „Das Wissen über die Konfliktregionen ist eigentlich nicht gegeben, sondern man geht entweder mit vorgefertigten Meinungen rein oder mit einer guten Portion Ignoranz.“ Das habe sich in Mali wiederholt, und auch bei der Ukraine gebe es keine Anzeichen für eine Änderung.

Dem Forscher zufolge wurden die Spitzen der beteiligten Ministerien und auch die Abgeordneten, die dem Afghanistan-Einsatz zustimmen mussten, nicht ausreichend über die Lage informiert. „Die politischen Entscheidungsträger haben Entscheidungen getroffen, ohne zu wissen, was in dem Land passierte.“ Das habe auch an mangelnder Transparenz zwischen den Beteiligten gelegen. Zwar sei es schwierig, in einem Konfliktkontext transparent über Lage und Pläne zu informieren, weil sie den gegnerischen bewaffneten Akteuren nutzen könnten. Aber es gebe geschützte Räume, um etwa dem Bundestag Rechenschaft abzulegen.

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Jesu Versuchung (Matthäus 4,1-11)

evangelisch.de 3 months ago
Jesu Versuchung (Matthäus 4,1-11) GEPCORE_EVDE_SYNC So., 18.02.2024 - 05:00 getty-Image/iStockphoto/duncan1890 Ohrenweide Podcast Bibel Ohrenweide Folge 1413. Helge Heynold liest: Jesu Versuchung (Matthäus 4,1-11) aus der Lutherbibel von 2017, den Predigttext für den heutigen Sonntag Invocavit.

Seit April 2020 erscheint täglich die Ohrenweide. In mittlerweile über 1.000 Folgen werden an dieser Stelle täglich kleine Hörgeschenk zum Innehalten, Nachdenken und Hoffnung schöpfen angeboten.

Helge Heynold Helge Heynold studierte Schauspiel und spielte eine Zeit lang Theater, bevor er zum Hessischen Rundfunk wechselte. Dort war er über 40 Jahre als Redakteur, Regisseur und bald auch als Sprecher tätig. Als solcher hatte er Auftritte mit Solo-Musikern, Orchestern und Chören und las CDs ein. Seit vielen Jahren ist er zudem als Vorleser auf diversen Bühnen unterwegs - mit Lyrik, Geschichten und auch kompletten Romanen. 

Wir wünschen Ihnen viel Freude mit unseren kleinen Ausflügen auf die Ohrenweide. Ab diesem Jahr sind unsere Inhalte noch etwas abwechslungsreicher. So werden wir zum Beispiel häufiger zeitgenössische Lyrik präsentieren. Der Schauspieler, Radio- und Hörbuchsprecher Helge Heynold sucht weiterhin zusammen mit der evangelisch.de-Redaktion die Texte aus und liest sie seinem eigens eingerichteten Heimstudio ein.

Privat Helge Heynold zu Beginn der Corona-Epidemie in seinem improvisierten Dachkammerstudio

Den Ohrenweide-Podcast gibt es auch zum Abonnieren auf Podigee und überall, wo es Podcasts gibt.

Mit feundlicher Genehmigung der Deutschen Bibelgesellschaft, Stuttgart.

Bibel Ohrenweide Podcast Predigt Invocavit
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Wie überlebt man als Jüdin das Morden der Nazis?

evangelisch.de 3 months ago
Wie überlebt man als Jüdin das Morden der Nazis? GEPCORE_EVDE_SYNC So., 18.02.2024 - 04:45 Joergens.mi, CC BY-SA 3 / Wikimedia Commons Im ehemaligen Kloster Stegen bei Freiburg hielt sich die Jüdin Lotte Paepke von 1943 bis 1945 versteckt. Schriftstellerin Lotte Paepke Dank ihrer Ehe mit einem Deutschen, der Hilfe von Freunden und einem Pater, der Juden versteckte, entkam Lotte Paepke den Gaskammern. Als Eheberaterin in Karlsruhe half sie Paaren nach dem Krieg.

Auf der Homepage der Ehe-, Familien- und Partnerschaftsberatung Karlsruhe hat Lotte Paepke (1910-2000) einen Ehrenplatz. Die Jüdin, die dank ihrer Mischehe den Holocaust überlebte, war in den 1950er Jahren die erste Beraterin der Einrichtung. Es war die Zeit der sogenannten Trümmerfrauen.

Während die Männer im Krieg oder in Gefangenschaft waren, sorgten die Frauen für ihre Familien und bauten das Leben in dem zerstörten Land wieder auf. "Bei der Rückkehr der Männer kam es zu vielen Spannungen in den Familien", erklärt die Leiterin der Einrichtung, Barbara Fank-Landkammer, im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst.

Unterstützung fanden sich fremd gewordene Paare in der Beratung bei der studierten Juristin, Lotte Paepke. In Kindergärten, ohne eigene Räume, suchte sie nach Feierabend gegenseitiges Verständnis zu wecken. Die Idee für vorgelagerte Gespräche vor einer Scheidung hatte eine Freundin Paepkes, die Rechtsanwältin Alice Haidinger, aus Hamburg mit nach Karlsruhe gebracht. Scheidungen waren seinerzeit noch an die Feststellung der "Schuld" geknüpft. Nach jahrelanger Trennung von der Familie und dem Partner durch Krieg oder Gefangenschaft war schwerlich auszumachen, welcher der Partner für das Scheitern der Ehe verantwortlich war. "Das war unsäglich in den Gerichtssälen", betont Fank-Landkammer.

In dem Buch "Lotte Paepke. Als Jüdin im Nachkriegsdeutschland", das im Freiburger 8 grad verlag erschienen ist, skizziert Gisela Hack-Molitor (Marbach) das Leben und Wirken Lotte Paepkes. Es beschreibt die Kindheit und Jugend von Lotte in Freiburg, ihre Liebe zur Natur und den Bergen. Es berichtet vom Überleben in der Mischehe, von Flucht und Unterschlupf vor den Nazis.

Weiter zeigt die Autorin Paepkes Wirken in den Nachkriegsjahren auf, die Tätigkeit in der Karlsruher Beratungsstelle sowie als Rundfunkautorin beim Südwestfunk. "Ich habe gemerkt, das ist eine ganz eigene Stimme", berichtet Hack-Molitor über ihre Erfahrungen während ihrer Arbeit an dem Buch. Paepke sei eine "Mahnerin" gewesen, die trotz Depression wieder aufgestanden sei.
Als Eheberaterin habe sie auch Nazis beraten. "Sie ist bei der Beratungstätigkeit über ihren Schatten gesprungen", betonte Gisela Hack-Molitor. Ihr eigenes Leid lehrte die Jüdin Menschenkenntnis.

Paepke, die sich im Rundfunk, in der Beratungsstelle und später auch als Autorin mit der Rolle der Frau in der Gesellschaft befasste, scheute die Öffentlichkeit. Über sie als Person erfuhren nur sehr nahestehende Menschen mehr. "Sie wollte nichts von ihrer Geschichte erzählen", weiß Hack-Molitor. Die Skepsis gegenüber Altersgenossen sei ihr zeitlebens geblieben. Die Scham als Jüdin minderwertig zu sein, wie es der Nationalsozialismus propagierte, habe Paepke begleitet. Aus Gesprächen mit ihren Nachfahren weiß Hack-Molitor, dass sie ihren jüngeren Kindern nicht sagte, dass sie Jüdin war.

Um zu überleben, hatte Paepke gelernt, sich kleinzumachen. Sie analysierte, hielt Distanz und blieb bei aller Klarheit und Aufrichtigkeit skeptisch. Sie habe immer das Gefühl gehabt, "dass sie anders war". Auch in ihrer Heimat bei Freiburg habe sie sich fremd gefühlt. Allein auf einer Reise nach Israel und in die USA sei sie als Jüdin angekommen, so die Recherche Hack-Molitors.

Bis heute wird Paepke weitgehend "übersehen". Auf dem Gelände des unweit von Freiburg gelegenen ehemaligen Klosters Stegen erinnert ein Stolperstein daran, dass die spätere Hebel-Preisträgerin Lotte Paepke hier von 1943 bis 1945 versteckt und geschützt wurde. Die Bücher, die Paepke schrieb, gibt es nur noch antiquarisch. Ihre Rundfunkbeiträge lagern im Archiv.
In Karlsruhe, wo sie bis zu ihrem Tod in einem Heim lebte, erinnert immerhin die Website der Ehe-, Familien- und Partnerschaftsberatung an die Pionierin. Vielleicht aber war Lotte Paepke, wie Hack-Molitor meint, für die große Anerkennung einfach "zu ehrlich".

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TV-Tipp: "Tatort: Cash"

evangelisch.de 3 months ago
TV-Tipp: "Tatort: Cash" GEPCORE_EVDE_SYNC So., 18.02.2024 - 04:30 Getty Images/iStockphoto/vicnt 18. Februar, ARD, 20.15 Uhr: Kein anderer "Tatort" hat die persönlichen Schicksale der Team-Mitglieder von Anfang an so eng mit den Ermittlungen verknüpft wie die 2012 gestarteten Krimis aus Dortmund. Ein eindrucksvoll vielschichtiger und von Regisseur Sebastian Ko dicht umgesetzter Krimi. Handlungsauslöser ist der Mord an einem jungen Mitarbeiter des Wettlokal.

Das hatte auch mit der regen Fluktuation zu tun: "Cash" ist der 25. Film mit Jörg Hartmann als Hauptkommissar Peter Faber, aber er ist als einziger von der ursprünglichen Besetzung übrig geblieben. Mit Rick Okon, seit 2018 dabei, verlässt bereits der erste Nachfolger der Anfangsgeneration das Ensemble. Immerhin sind die Mitwirkenden nie sang- und klanglos ausgeschieden, die Abschiede haben immer die jeweiligen Geschichten geprägt, allen voran der tragische Tod von Martina Bönisch (Anna Schudt). 

Die wichtigsten Episoden hat stets Jürgen Werner geschrieben. Der Schöpfer des Teams hat sich auch für Jan Pawlak einen starken Abgang ausgedacht; "Cash" ist sein vierzehntes Drehbuch für den "Tatort" aus Dortmund. Für den jungen Kommissar war die Sorge um seine Familie oft wichtiger als die Ermittlungen. Als seine drogensüchtige Frau ins Gefängnis kam, hat er das Sorgerecht für die kleine Tochter an die Schwiegermutter verloren, die seither nichts unversucht lässt, um den Polizisten von ihrer Enkelin fernzuhalten; Treffen finden nur noch unter Aufsicht statt. Entsprechend kaputt wirkt der offenbar spielsüchtige Pawlak zu Beginn des Films.

Zu allem Überfluss hat er erhebliche Schulden bei einem Gangster, der die Wege der Mordkommission seit Jahren immer wieder mal kreuzt, weil er in Verbrechen aller Art verwickelt ist: Tarim Abakay (Adrian Can) betreibt unter anderem Wettbüros, die mutmaßlich der Geldwäsche dienen. Pawlaks Absturz kommt der in ihrem Ehrgeiz bestürzend skrupellosen Kollegin Ira Klasnić (Alessija Lause) gerade recht. Die beiden kennen sich von früher, als er noch als verdeckter Ermittler fürs LKA arbeitete. Die Kommissarin verspricht ihm, Staatsanwalt Matuschek (Moritz Führmann) werde dafür sorgen, dass er das alleinige Sorgerecht für seine Tochter bekommt. 

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Das ist jedoch nur eine Ebene der eindrucksvoll vielschichtigen und von Regisseur Sebastian Ko entsprechend dicht umgesetzten Geschichte. Handlungsauslöser ist der Mord an einem jungen Mitarbeiter des Wettlokals, in dem auch Pawlak regelmäßig sein Geld verspielt. Geschickt integriert Werner die Ergebnisse der vor zehn Jahren aufgelösten "Soko Flankengott" (hier "Soko Strafraum"), die den Betrug durch Sportwetten recherchierte und im Detail belegen konnte, wie eine internationale Wettmafia agierte. Wie Werner diese Ebene mit Pawlaks Problemen kombiniert, ohne sich in Details zu verzetteln, und darüber hinaus noch der erschossenen Kollegin gedenken lässt, ist beeindruckend. Faber übernimmt derweil mit seiner unverwechselbaren Art die Befragungen des scheinbar unantastbaren Abakay; auch darstellerisch ein reizvolles Duell. In dieser Hinsicht ist "Cash" ohnehin sehenswert; gerade Sahin Eryilmaz ist als Geschäftsführer des Wettbüros, der mit Pawlak Freundschaft schließt, wie in allen seinen Rollen sehr präsent. 

Zwischendurch wird jedoch Rosa Herzog (Stephanie Reinsperger) zur Hauptfigur: Die designierte neue Leiterin der Mordkommission ist enttäuscht, dass sich Pawlak ihr nicht anvertraut, kommt mit dem eigenwilligen Faber, bis zu seiner Auszeit nach Bönischs Tod ihr Chef, jedoch erstaunlich gut klar. Es wird ohnehin einige Male recht emotional, und das nicht nur, weil Faber mit Haller (Tilman Strauß) einen neuen Erzfeind hat, schließlich macht er den Leiter der Kriminaltechnik für den Tod von Bönisch verantwortlich; angesichts der Provokationen des Kollegen kann er sich nur mit Mühe beherrschen. Immerhin hat er einen Weg gefunden, seine Aggressionen abzubauen. Als er der prompt begeisterten Rosa diese Methode empfiehlt, bei der ein Baseballschläger zum Einsatz kommt, nimmt der Film vorübergehend eine unerwartete Leichtigkeit an. Ihr gutes Verhältnis werden sie sich hoffentlich bewahren, denn es wird keinen Nachfolger für den jungen Kollegen geben; allerdings erleben die beiden im lakonisch-grimmigen Epilog eine böse Überraschung. 

Ganz vorzüglich ist auch die Bildgestaltung (Andreas Köhler). Besonders effektvoll sind drei Einstellungen, die das Ermittlungstrio jeweils als stilles Zentrum einer Zeitrafferumgebung zeigen. Sebastian Ko hat zuletzt unter anderem fürs ZDF einen ähnlich dicht erzählten "Ostfrieslandkrimi" ("Ostfriesensühne", 2022) und zuvor mit "Atemlos" (2020) einen herausragenden Thriller für die ZDF-Reihe "Helen Dorn" gedreht. Seine ersten und gleich bemerkenswerten Fernseharbeiten sind ebenfalls für den "Tatort" entstanden, allerdings mit dem Duo aus Köln. 

Mehr zu TV-Tipp 18. Februar, ARD, 20.15 Uhr: TV-Tipp: "Tatort: Cash"Kein anderer "Tatort" hat die persönlichen Schicksale der Team-Mitglieder von Anfang an so eng mit den Ermittlungen verknüpft wie die 2012 gestarteten Krimis aus Dortmund. Ein eindrucksvoll vielschichtiger Krimi von Regisseur Sebastian Ko. 17. Februar, ZDF, 20.15 Uhr: TV-Tipp: Krimi "Ostfriesenschwur""Ostfriesenschwur" ist bereits die vierte Episode mit Picco von Groote. Dies ist die erste gute Nachricht. Die zweite: Der Krimi erzählt eine fesselnde Geschichte, die einige Überraschungen zu bieten hat und in ein packendes Finale mündet. Fernsehen Krimi Medien TV-Tipp
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Evangelische Kirchenführer bei Hitler 1934

evangelisch.de 3 months ago
Evangelische Kirchenführer bei Hitler 1934 GEPCORE_EVDE_SYNC Sa., 17.02.2024 - 19:35 Petit8/CC BY-SA 4.0/Wikimedia Commons "Niemöller war der berühmte U-Boot-Kämpfer ... . Hitler war ein einfacher Meldegänger", erklärt Historiker Manfred Gailus das Verhältnis beim Kirchenführertreffen zwischen dem späteren Widerständler Martin Niemöller (siehe Foto) und Adolf Hitler. Historisches Puzzle Genau vor 90 Jahren am 25. Januar 1934 empfing Adolf Hitler die evangelischen Bischöfe und Kirchenführer in seiner Staatskanzlei. Mit dabei Pastor Martin Niemöller. Sein jüngster Sohn hat Aussagen und Protokolle geprüft und ein Buch verfasst. Sein Werk zeigt auf, wie die kirchliche Opposition zerbrach.

Martin Niemöller jr., ehemaliger Richter am Bundesgerichtshof in Karlsruhe liefert in seinem Werk "Evangelische Kirchenführer bei Hitler" eine minutiöse Darstellung rund um diesen historischen 25. Januar 1934.

 "Hitler war ja ein Einheitsfanatiker und ein Fanatiker der vertikalen Hierarchien. Alles von oben nach unten. Es wurde durchregiert. Hitler war dieses Gemenge der protestantischen evangelischen Kirche äußerst verdächtig", sagt Martin Niemöller jr. heute. 

Denn einmalig empfing der Führer des Dritten Reiches die evangelischen Kirchenführer, um Ordnung in die damals 28 Landeskirchen zu bringen. "Die hatten verschiedene Bekenntnisse, verschiedene Verfassungen, einige waren gegen ihn, andere waren für ihn. Hitler hat gedacht, ich bin derjenige, der das entscheiden muss", sagt Martin Niemöller jr. weiter.

Luther-Verlag Bielefeld Martin Niemöller jr. hat Aussagen und Protokolle über das Treffen seines Vaters und anderer Kirchenführer mit Hitler beim Kanzlerempfang geprüft.

Dabei war die Sache schon im Jahr zuvor im Grunde entschieden. Bei den Kirchenwahlen vom Juli 1933 ging die Glaubensbewegung der Deutschen Christen als Sieger hervor. Ziel war die Errichtung einer einheitlichen Reichskirche unter der Führung des Königsberger Wehrkreispfarrers Ludwig Müller, den Hitler schon im April 1933 zum "Bevollmächtigten für die Angelegenheiten der evangelischen Kirche" ernannte. Wenig später wurde er zum Reichsbischof gewählt. Alles schien für die Nationalsozialisten zu sprechen. Das Dritte Reich wurde von den meist deutsch-national eingestellten Pfarrern begrüßt. Auch vom ehemaligen U-Boot-Kommandanten im Ersten Weltkrieg Martin Niemöller. 

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Doch dann setzte bei den Deutschen Christen eine Erosion der Macht an. Ihr Gauobmann Reinhold Krause forderte im Berliner Sportpalast am 13. November 1933 im Beisein zahlreicher DC-Kirchenführer, sich vom Alten Testament mit seiner "jüdischen Lohnmoral", von "diesen Viehhändler- und Zuhältergeschichten" loszusagen, Menschen "judenblütiger Art" aus der Kirche auszuschließen und auf die "Sündenbock- und Minderwertigkeitstheologie des Rabbiners Paulus" zu verzichten. Ein Skandal! Kirchen, die nicht unter DC-Kontrolle waren, insbesondere die Landeskirchen in Bayern, Württemberg, Hannover und die Provinzialkirche Westfalen liefen Sturm gegen Reichsbischof Müller.

Luther-Verlag Bielefeld Das damals streng geheime Abhörprotokoll vom "Kirchenkonflikt" ist im Buch abgedruckt. Evangelisches Jugendwerk in Hitlerjugend integriert

"Und Müller hat noch einen drauf gesetzt, weil er Ende Dezember 1933 in einem Schurkenstreich sondergleichen das gesamte evangelische Jugendwerk an die HJ übertragen hat, ohne das vorher mit irgendjemanden von der Kirche vereinbart zu haben. Das war der nächste Aufschrei auf Seiten der Bekenntnistreuen", schildert Martin Niemöller jr..

Bundesarchiv / Bild 183-H25547 / CC-BY-SA 3.0 Eröffnung der Nationalsynode 1933 in Wittenberg: Landesbischof Ludwig Müller (der spätere Reichsbischof) beim Heilruf mit dem faschistischen Gruß.

Der Reichsbischof brachte dann das Fass zum Überlaufen. Müller verbot den "Missbrauch des Gottesdienstes zum Zwecke kirchenpolitischer Auseinandersetzungen." Mehrere Landeskirchen lehnten die Durchführung dieses "Maulkorberlasses" entschieden ab. Die Kirchenopposition forderte nun endgültig die Absetzung des Reichsbischofs. Nun sollte Reichskanzler Adolf Hitler ein Machtwort sprechen. Am 25. Januar 1934 empfing er die evangelischen Bischöfe und Kirchenführer in seiner Staatskanzlei. Neben den lutherischen Bischöfen von Württemberg, Bayern und Hannover, die in Kirchenopposition zu den Deutschen Christen standen, war auch ein einfacher Dorfpastor dabei, Martin Niemöller aus Berlin-Dahlem.

Rund 15.000 Pfarrer gegen "Arierparagrafen"

"Wie komme ich eigentlich als kleiner Gemeindepfarrer dazu, mit diesen hochmögenden Männern der Kirche, Mahrarens, Meiser, Wurm, das waren ja Gestalten der Kirchen von imposanter Mächtigkeit und Bedeutung. Und er kam sich da ziemlich klein vor. Aber er hatte hinter sich die zahlreichen Pfarrer, die dem Notbund angehörten", schildert sein Sohn.

Niemöller war derzeit Vorsitzender des Pfarrernotbundes, dem zu diesem Zeitpunkt mehr als 7000 der reichsweit rund 15.000 evangelischen Pfarrer angehörten, rechnet Martin Niemöller jr. heute vor. Sie schlossen sich zusammen, auch um gegen die Einführung des Arierparagrafen in den Kirchen zu protestieren. Ein Fakt, den weder die etablierten Bischöfe noch Adolf Hitler ignorieren konnten. Der Historiker Manfred Gailus sagt zwar, dass der Pfarrernotbund nicht ganz so viele Mitglieder hatte. Aber Hitler wusste genau, wen er vor sich hatte und wie gefährlich er ihm werden könnte. Hitler und Niemöller waren beide im Ersten Weltkrieg.

"Niemöller war der berühmte U-Boot-Kämpfer, Niemöller war eine Führungsfigur. Hitler war ein einfacher Meldegänger. Niemöller konnte sich als Kriegsheld mit allerhand Auszeichnungen darstellen. Das wird Hitler alles gekannt haben und er wird einen gewissen Respekt gegenüber Niemöller gehabt haben. Aber er hatte schon im Laufe des Jahres 1933 gesehen, dass Niemöller ein Frontmann der Bekennenden Kirche in der Kirchenopposition sein wird", sagt Gailus.

Hitler hatte mit Recht die Vorstellung, wenn er den Notbund und Niemöller erstmal diskreditiert und ausgeschaltet hat, werde er mit dem Rest der evangelischen Kirche schon fertig werden, ergänzt Martin Niemöller jr. in seinem Buch. Und dann nahmen die Dinge am 25. Januar 1934 ihren Lauf.

Stehempfang demonstriert Machtverhältnis

"Denn es war schon etwas Besonderes, in die Reichskanzlei eingeladen zu sein. Hitler hat es sich nicht nehmen lassen, sie fühlen zu lassen, dass sie unter ihm standen. Das war ein Stehempfang. Die mussten sich im Halbkreis vor ihm versammeln, eine Art Audienz so wie früher ein Fürst die Vertreter der Landstände empfing, die irgendeine Beschwerde vorzubringen hatten", entfaltet Martin Niemöller jr. die räumlich-psychologische Situation dieses einmaligen Treffens.

Hitler wurde von seinem Minister Hermann Göring auf das Treffen vorbereitet. Niemöllers Telefon im Dahlemer Pfarrhaus wurde überwacht. Göring trug zu Beginn des Treffens ein verfälschtes Abhörprotokoll vor: Niemöller habe von "der letzten Ölung" gesprochen, "die Sache sei gut gedreht" und die "Minen seien gelegt". Der Kirchenopposition wurde Staatsopposition unterstellt. Ein Eklat. Die oppositionellen Bischöfe waren eingeschüchtert. Zum Schluss traf Hitler keine Entscheidung, sondern richtete an die versammelten Kirchenführer den dringenden Appell, es um der Lage des deutschen Volkes willen noch einmal mit dem Reichsbischof Müller zu versuchen. Nachdem Niemöller von Göring überrumpelt und als vermeintlicher Volksverräter bloßgestellt war, erklärten sich auch die Vertreter der Bekenntnisgruppe kleinlaut bereit, es erneut mit dem Reichsbischof zu versuchen. Nur Niemöller nicht! 

"Mein Vater hat dann die Hand von Hitler etwas länger festgehalten, als es zur Verabschiedung nötig gewesen wäre: Herr Reichskanzler, Sie haben gesagt, die Sorge für das Deutsche Volk überlassen Sie mir. Aber ich sage Ihnen: Dass weder Sie noch sonst eine Macht in der Welt in der Lage sind, uns als Kirche die Verantwortung, die uns von Gott für Volk und Vaterland auferlegt ist, abzunehmen. - Und das war das Ende. Hitler hat dann dazu nichts mehr gesagt und hat sich abgewandt", sagt Martin Niemöller jr. heute.

Kirchenopposition zerbricht

Mit dem Ausgang des Kanzlerempfangs stand die kirchliche Opposition schlechter da als zuvor. Der Unmut der Bischöfe richtete sich allein gegen Niemöller. Er sollte seinen Vorsitz beim Notbund niederlegen, was Niemöller brüsk ablehnte. Die Kirchenopposition zerbrach. Die Kirchen von Württemberg, Bayern und Hannover ließen Niemöller allein und unterzeichneten eine Unterwerfungserklärung, sagt sein Sohn heute: "Die Kirchenleute stellen sich geschlossen hinter den Reichsbischof, eine fast schon militärisch anmutende Formulierung. Und das war praktisch die Kapitulation der Kirche und der Sieg von Reichsbischof Müller und den Deutschen Christen."

Business Graphics Datentechnik/Luther Verlag Bielefeld Martin Niemöller, 1934.

Martin Niemöller aber ließ sich nicht entmutigen, sondern baute die Bekennende Kirche aus. Dass er vier Jahre später als "persönlicher Gefangener Adolf Hitlers" ins KZ Sachsenhausen verbracht wurde, lag weniger an der persönlichen Rache des Führers für den 25. Januar 1934. Vielmehr war Niemöller in den Jahren danach zu populär geworden, sagt Historiker Manfred Gailus:

Kritik an Führern des Reiches in Predigten 

"Ab 1934 kam es in Dahlem zu einer Art Predigtrevolution. Der Zulauf zu den Gottesdiensten Niemöllers wuchs exorbitant an. Bei Niemöller waren es regelmäßig über 1000, 1100, 1200 und mehr Predigthörer. Niemöller erwähnte und kritisierte in seinen Predigten zahlreiche Namen von Führern, also Goebbels, Rosenberg und andere. Wer hat das sonst gemacht, welcher Pfarrer?"

Niemöller blieb bis Kriegsende in KZ-Haft. Auch sein Sohn Martin Niemöller jr. ist sicher, dass sein Vater weniger aus Rache des Führers inhaftiert wurde, sondern weil er ein zu guter Prediger war: "Weil er doch als latente Gefahr angesehen worden ist, auch von Goebbels. Mein Vater hatte große Menschenmassen organisieren können. Er hat zum Teil bei Versammlungen über 10000 Zuhörer gehabt. Das war für die NSDAP eine Herausforderung, einen solchen Unruhestifter frei im Land zu lassen. Wir sperren den mal weg. Zu ermorden hat man sich nicht getraut, weil man Vater im Ausland ein prominenter Vertreter des evangelischen Christentums war und als solcher galt. Aber wegsperren, das ging."

Die Evangelischen Kirchenführer und Pastor Martin Niemöller vor dem Führer. Ein spannender Kirchengeschichtskrimi rund um diesen historischen 25. Januar 1934.

Leseprobe Martin Niemöller jr., Evangelische Kirchenführer bei Hitler

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Buchhinweis:

Luther-Verlag Bielefeld

Martin Niemöller jr., Evangelische Kirchenführer bei Hitler, Der Kanzlerempfang vom 25. Januar 1934, 160 Seiten, Lutherverlag, 20,00 €, ISBN 978-3-7858-0807-8

Adolf Hitler Berlin deutsche Geschichte Nationalsozialismus
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Indigen und christlich: ein Widerspruch?

evangelisch.de 3 months ago
Indigen und christlich: ein Widerspruch? GEPCORE_EVDE_SYNC Sa., 17.02.2024 - 19:18 Mohamed Abdul Rasheed / Unsplash Ein Naga-Paar vor seiner Hütte trägt traditionelle Kleidung. Blogbeitrag von Mission.de In Nagaland in Indien sind christliche Identität und indigene Stammesidentität historisch fest miteinander verbunden. Aber kann man indigen UND christlich sein? Und wenn ja, wie? In ihrem Blog-Beitrag berichtet Moasenla vom wechselhaften Weg der Naga-Stämme mit dem Christentum im Laufe der Geschichte und erklärt, wie es heute gelingt (scheinbar) Widersprüchliches zu vereinen.

Nagaland im nordöstlichen Teil Indiens ist die Heimat von 17 Naga-Stämmen. Jeder dieser Stämme hat seine eigene Kultur, Traditionen und Sprache. Anders als auf dem indischen Festland haben die Naga ein eigenes Leben und eine eigene Geschichte, und das Christentum ist mit 87,93 Prozent die vorherrschende Religion.

Die Verbindung von Stammesidentität und Christentum ist weitgehend historisch bedingt. Das Aufkommen des Christentums hat im Leben der Naga-Gemeinschaft einen gewaltigen sozialen und kulturellen Wandel und eine Veränderung bewirkt.

Inmitten von Kolonialismus, Krieg, Aberglauben und Animismus haben die amerikanischen Baptistenmissionar:innen das Evangelium der Liebe, der Hoffnung, des Friedens, der Versöhnung und der Erlösung in die Herzen der Naga gesät. Infolgedessen wurden Feindschaft und Krieg zwischen verschiedenen Stämmen, Dörfern und Clans beendet. Es kam zu Friedensverträgen, Vergebung und Freundschaften. Das Evangelium hat einen großen Einfluss auf das Leben der Stammesgemeinschaft.

Annahme des Christentums führte zu Identitätskrise

Heute leben alle Stämme und Dörfer in Harmonie und achten und respektieren einander trotz der kulturellen und traditionellen Unterschiede. Der Geist des Christentums als eine Religion des Friedens besteht weiterhin fort. Im Zuge der Christianisierung wurde jedoch das Wesen unserer Stammesidentität abgelehnt und aufgegeben.

Die Stammesangehörigen waren gezwungen, einige ihrer kulturellen Werte und ihr Erbe aufzugeben, und wurden gezwungen, einen von der westlich-christlichen Kultur beeinflussten Lebensstil anzunehmen. Das Feiern von Erntefesten, Volksliedern, Tänzen und Trachten wurde als unchristlich und minderwertig angesehen. Folglich wurde die eigenständige Identität der Naga sogar von den Stammes-Christ:innen selbst als irrelevant betrachtet. Mit anderen Worten: Die Annahme des Christentums führte zu einer Identitätskrise der Stämme.

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Erst viel später, mit christlicher und formaler Bildung, wurde uns bewusst, wie wichtig es ist, unsere eigene Stammeskultur und Weltanschauung zu verstehen und zu schätzen. Die Essenz unserer Stammesidentität, Ethik, Werte und Traditionen sind Teil unseres reichen Erbes. Deshalb versuchen heute viele Programme, Projekte und Regierungsmaßnahmen, die kulturellen und traditionellen Werte der Stammesgesellschaft der Naga wiederzubeleben und zu erhalten.

Viele Forschungsbereiche wurden in Angriff genommen, um die Stammesidentität zurückzuerobern und die Naga-Gemeinschaft gegen korrumpierende Einflüsse der Moderne zu wappnen, und viele Wissenschaftler:innen haben das Stammesverständnis von Gott, Kultur, Ethik und Gemeinschaftswerten theologisiert.

Beide Identitäten wichtig für Stammesangehörige

Die Lösung: Eine Lesart der Bibel, die den Stamm mit einbezieht
Naga und Christ:in zu sein, sind zwei verschiedene Identitäten. Naga zu sein bedeutet, dass wir die kulturellen Werte und das Erbe unserer Vorfahren hochhalten und bewahren wollen, und Christ:in zu sein bedeutet, dass wir an einem Glaubenssystem gemäß der Heiligen Schrift festhalten. Beide Identitäten sind bedeutsam und wichtig im Leben der Stammesangehörigen.

Die Brücke zwischen Stammesidentität und christlicher Identität ist die stammesbezogene Lesart und Interpretation der Heiligen Schrift, die unser tiefes Verständnis des Christentums und Gottes geprägt hat. Mit der hermeneutischen Linse, die der Stamm bildet, ist es nun klar, dass das Christentum keine aufgezwungene Identität ist, sondern eine Identität der Selbstreflexion im Licht des Evangeliums.

Doch mit dem Aufkommen von mehr Missionar:innen und dem Wachstum der Kirchen wurde die christliche Identität aufgrund von Konfessionen und Sektierertum mit einer gewissen Spaltung konfrontiert. Diese Spaltung der Identitäten hat zu einer Kluft zwischen den Stammesgemeinschaften geführt, die eine andere stammesbezogene und theologische Weltanschauung vertreten. Baptist:innen, Katholik:innen, Erweckungsgemeinschaften, Pfingstgemeinden und Presbyterianer:innen sind heute die wichtigsten christlichen Gruppen.

Diese christlichen Identitäten wurden jedoch allmählich durch unterschiedliche geistliche Identitäten ersetzt, die auf der Konfession und den von uns besuchten Kirchen basieren. Die christliche Identität bleibt also dieselbe, aber die spirituelle Identität gibt dem Leben jetzt einen Sinn, der mit den eigenen Grundwerten übereinstimmt. So ist es auch mit der Stammesidentität. Sie ist eine gemeinsame Identität, die von den Stämmen einstimmig angenommen wird und in der ein Gefühl der Einheit herrscht.

evangelisch.de dankt der Evangelischen Mission Weltweit und mission.de für die inhaltliche Kooperation.

Mehr zu Mission Blogbeitrag von Mission.de Indigen und christlich: ein Widerspruch?In Nagaland in Indien sind christliche Identität und indigene Stammesidentität historisch fest miteinander verbunden. Aber kann man indigen UND christlich sein? Und wenn ja, wie? Migrationsgemeinden Gekommen, um zu bleibenKeine Angst vor neuen Gemeinden fordert Günter Baum und plädiert für mehr Begegnung, Austausch und Zusammenarbeit. Denn Migrationsgemeinden hätten den deutschen, etablierten Kirchen viel zu geben, wenn man sie nur ließe. Christen Indien Minderheit Mission
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Haseloff: Entschlossen für demokratische Institutionen eintreten

evangelisch.de 3 months ago
Haseloff: Entschlossen für demokratische Institutionen eintreten evde_m_admin Sa., 17.02.2024 - 15:00

Magdeburg (epd). Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) hat den Einsatz zahlreicher Menschen für Demokratie gewürdigt. Bei einer Demonstration gegen Rechtsextremismus in Magdeburg sagte er am Samstag laut Redemanuskript, die freiheitliche Gesellschaft und die Demokratie seien herausgefordert. Mit Blick auf bundesweite Proteste gegen Rechtsextremismus fügte er hinzu, der beste Weg, Meinungs-, Versammlungs-, Presse- und Glaubensfreiheit zu schützen, sei, sie selbstbewusst in Anspruch zu nehmen. An der Demonstration nahmen den Veranstaltern zufolge 6.000 Menschen teil.

Die Proteste seien ermutigende Signale, sagte Haseloff weiter. „Für unsere Überzeugungen und demokratischen Institutionen müssen wir entschlossen eintreten. Wir haben Verantwortung vor der Geschichte und für die Gestaltung der Zukunft“, mahnte er bei der Kundgebung, zu der ein Bündnis aus Kirchen, Verbänden, Parteien und Gewerkschaften aufgerufen hatte.

„Wehret den Anfängen“, mahnte der Ministerpräsident mit Blick auf die Weimarer Republik. Die Frage, ob die Gefahr für die Demokratie auch heute wieder existenzbedrohend werden könne, sollte laut Haseloff nicht voreilig verneint werden. „Eine freiheitliche Demokratie, für die wir 1989 auf die Straße gegangen sind, stabilisiert sich nicht von selbst.“

In dem Aufruf zur Demonstration hieß es: „Wir sind entsetzt über die Deportations- und Vertreibungspläne der extremen Rechten und weisen diese energisch zurück.“ Das Bündnis wolle zeigen, dass die Mehrheit und Mitte der Gesellschaft sich weiterhin für die demokratischen Errungenschaften starkmache.

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Kino mit gesellschaftlichem Anspruch

evangelisch.de 3 months ago
Kino mit gesellschaftlichem Anspruch GEPCORE_EVDE_SYNC Sa., 17.02.2024 - 14:30 epd-bild/Hans Scherhaufer Bischof Christian Stäblein bezeichnet Berlinale als sicheren Ort für verfolgte Künstler:innen. Berlinale 2024 Der Berliner evangelische Bischof Christian Stäblein würdigt die Berlinale als ein politisches Filmfest.

Das Festival zeige seit jeher Kino mit gesellschaftlichem Anspruch, sagt der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Christian Stäblein, in seinem "Wort des Bischofs" im RBB-Hörfunk. Die am Donnerstagabend gestartete Berlinale sei so etwas wie ein sicherer Ort, gerade auch für viele verfolgte und diskriminierte Künstlerinnen und Künstler.

Er erwarte viel von der Berlinale, die am 25. Februar, einen Tag nach dem zweiten Jahrestag des russischen Angriffs auf die Ukraine, enden werde, betont Stäblein. Er fügt hinzu: "Wir dürfen nicht aufhören hinzusehen: in die Ukraine, nach Israel und Gaza und die anderen Orte des Leids." Filme könnten auch ein Antikriegsmanifest sein. Nötig seien aber auch Bilder der Hoffnung.

Stäblein erinnert in diesem Zusammenhang an den Preis der ökumenischen Jury, mit dem die evangelische und die katholische Kirche jedes Jahr Filme auszeichnen, die "dem Publikum in herausragender Art für spirituelle, menschliche und soziale Werte die Augen öffnen".

Insgesamt präsentieren die Filmfestspiele rund 200 Streifen. 20 Produktionen mit 30 beteiligten Ländern laufen im Wettbewerb um den Goldenen und die Silbernen Bären. Im Rennen um die begehrten Auszeichnungen sind auch zwei deutsche Beiträge, die neuen Filme von Andres Dresen und Matthias Glasner.

Mehr zu Kino Berlinale 2024 Kino mit gesellschaftlichem Anspruch Kino-Film aus Japan von Wim Wenders Toilettenreiniger führt Leben voller PoesieIn seinem neuen Film "Perfect Days" erzählt Wim Wenders unaufgeregt vom Leben eines Mannes, der in Tokio Toiletten reinigt, und geht damit für Japan ins Oscar-Rennen. Berlinale Film Kino Ökumene
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EKD-Ratsvorsitzende Fehrs würdigt Russland-Kritiker

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EKD-Ratsvorsitzende Fehrs würdigt Russland-Kritiker GEPCORE_EVDE_SYNC Sa., 17.02.2024 - 12:45 Philipp Reiss EKD-Ratsvorsitzende Kirsten Fehrs ist entsetzt über den Tod von Regimekritiker Nawalny. Nawalny-Tod Die amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Kirsten Fehrs, äußert sich entsetzt über die Nachricht vom Tod des russischen Regimekritikers Alexej Nawalny.

"Er steht stellvertretend für all jene, die sich in Russland für Demokratie und Menschenrechte eingesetzt haben und dafür Repression, Gefängnis und sogar den Tod erleiden", sagte die Hamburger Bischöfin und amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Kirsten Fehrs in Hannover.

Kein Mensch dürfe inhaftiert werden, weil er sich für Demokratie und Menschenrechte einsetze, erklärt Fehrs weiter. "In meinen Gebeten bin ich bei Nawalnys Familie und Angehörigen und denke an die vielen weiteren Opfer des russischen Regimes", sagt sie.

Nawalny war nach Angaben der staatlichen russischen Nachrichtenagentur TASS am Freitag in der Strafkolonie im Norden Russlands, in der er inhaftiert war, zusammengebrochen und gestorben. Der 47-Jährige war seit Langem ein Opponent des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Er saß seit 2021 in Russland in Lagerhaft. 2020 überlebte er einen Giftanschlag. Nach seiner erfolgreichen Behandlung in Deutschland war er nach Russland zurückgekehrt.

Die EKD und die Deutsche Gesellschaft für Osteuropakunde setzen sich gemeinsam mit der russischen Menschenrechtsorganisation Memorial für die Freilassung der politischen Gefangenen in Russland ein. Unter www.gefangen-in-russland.de sind die Schicksale der derzeit 575 politischen Gefangenen in Russland veröffentlicht.

Mehr zu Russland Kreml-Kritiker gestorben Entsetzen über Tod von Putin-Gegner NawalnyDer russische Regimekritiker Nawalny ist staatlichen Angaben zufolge tot. Über die Umstände des Todes in der Strafkolonie war am Freitag nicht viel zu erfahren. Politiker geben Russland wegen dessen Umgangs mit dem Dissidenten Schuld. Weltwirtschaftsforum Davos Selenskyj: 2024 muss entscheidendes Jahr seinDer ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat im Verteidigungskrieg gegen den Angreifer Russland verstärkte militärische Anstrengungen angekündigt.
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Scherbakowa: Nawalnys Tod großer Verlust für die Opposition

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Scherbakowa: Nawalnys Tod großer Verlust für die Opposition evde_m_admin Sa., 17.02.2024 - 11:07

Berlin (epd). Die Friedensnobelpreisträgerin Irina Scherbakowa hat den Tod des russischen Regimekritikers Alexej Nawalny als großen Verlust für die Opposition in dem Land bezeichnet. „Es gibt absolut keinen Ersatz, was Charisma betrifft und Stärke“, sagte sie am Samstag im RBB-Inforadio. Figuren wie er seien ohnehin selten in der Politik. Der Verlust treffe auch die Menschen, die für ein freies Russland ohne Präsident Wladimir Putin kämpfen und dort leben wollten.

Für die Mitgründerin der von den russischen Behörden verbotenen Menschenrechtsorganisation Memorial ist der Tod des Regimekritikers die „stärkste politische Geste, die man machen konnte.“ Jetzt sei Nawalny ein Sinnbild für einen Menschen, der „für seine Sache auch bereit ist zu sterben“. Dennoch habe er sich nie als Märtyrer inszeniert, sondern vielmehr Witze gemacht. Selbst bei seiner Verhaftung oder im Gericht sei er nicht mit ernsthafter, tragischer Miene aufgetreten, sondern mit Humor.

Mit Blick auf den Krieg in der Ukraine sagte die Historikerin: „Das muss man immer Kopf haben. Wenn man Friedensverhandlungen beschwört, mit wem man das verhandelt: eigentlich mit einem mörderischen Regime.“

Nawalny war nach Angaben der staatlichen russischen Nachrichtenagentur TASS am Freitag in der Strafkolonie im Norden Russlands, in der er inhaftiert war, zusammengebrochen und gestorben. Der 47-Jährige war seit Langem ein Opponent des russischen Präsidenten Putin. Er saß seit 2021 in Russland in Lagerhaft. 2020 überlebte er einen Giftanschlag. Nach erfolgreicher Behandlung in Deutschland war er nach Russland zurückgekehrt.

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Senegals Präsident will verschobene Wahlen doch stattfinden lassen

evangelisch.de 3 months ago
Senegals Präsident will verschobene Wahlen doch stattfinden lassen evde_m_admin Sa., 17.02.2024 - 10:27

Berlin, Dakar (epd). Der senegalesische Präsident Macky Sall will die von ihm verschobenen Präsidentschaftswahlen nun doch stattfinden lassen. Nachdem der Verfassungsrat des Landes die Wahl-Verlegung für unrechtmäßig erklärt hatte, teilte Sall am Freitagabend mit, er wolle die Entscheidung des Rats in vollem Umfang umzusetzen. Deswegen werde er unverzüglich die notwendigen Konsultationen durchführen, damit die Präsidentschaftswahlen so bald wie möglich stattfinden können, heißt es in der Erklärung, die auf der Plattform „DakarActu“ veröffentlicht wurde.

Das Auswärtige Amt erklärte am Freitagabend in Berlin, es begrüße Salls Entscheidung. Die senegalesische Regierung sei in der Verantwortung, die Erwartungen ihrer Bevölkerung auf baldige Präsidentschaftswahlen und einen inklusiven, fairen und transparenten Wahlprozess zu erfüllen. „Das schließt insbesondere auch die Wahrung grundlegender rechtsstaatlicher Prinzipien wie die Meinungs- und Versammlungsfreiheit ein“, hieß es.

Daher heiße man auch die Freilassung von Oppositionellen willkommen, die im Rahmen der Proteste gegen die Wahlverschiebung festgenommen worden waren. Senegal sei ein Land mit einer über Jahrzehnten gewachsenen demokratischen Tradition, erklärte das Auswärtige Amt.

Der Verfassungsrat hatte die Verschiebung der für Ende Februar geplanten Wahl in einem am Donnerstagabend veröffentlichten Urteil für rechtswidrig erklärt. Er befand das Dekret von Präsident Sall zur Verschiebung der Wahl für nichtig. Zugleich nannten die Richter eine Gesetzesvorlage des Parlaments für einen neuen Wahltermin im Dezember gesetzeswidrig.

Seit Staatschef Sall am 3. Februar die Wahl abgesagt hatte, gab es keine Wahlkampfveranstaltungen mehr. Mehrere Oppositionskandidaten und -politiker wurden bei Protesten verhaftet. Am Donnerstag waren mehrere von ihnen wieder freigelassen worden. Amnesty International kritisierte eine unverhältnismäßige Polizeigewalt gegen die Demonstrierenden. Mindestens drei Menschen seien bei Protesten vergangene Woche getötet worden.

Der Senegal befindet sich in einer schweren politischen Krise, die schon vor Salls Entscheidung zur Verschiebung der Wahl begonnen hat. Nur 20 der insgesamt 79 Präsidentschaftskandidaten und -kandidatinnen, die ihre Unterlagen eingereicht hatten, wurden zur Wahl zugelassen, dagegen gab es bereits Proteste. Bereits seit Jahren drangsaliert die Regierung die Opposition im Land, hunderte Aktivisten und Oppositionspolitiker sind inhaftiert.

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Steinmeier beeindruckt von Demos gegen Rechtsextremismus

evangelisch.de 3 months ago
Steinmeier beeindruckt von Demos gegen Rechtsextremismus evde_m_admin Sa., 17.02.2024 - 10:08

Berlin (epd). Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die Teilnehmer der Demonstrationen gegen Rechtsextremismus und die AfD für ihr Engagement für die Demokratie gelobt. „Liebe Landsleute, ich bin beeindruckt“, sagte er in einer am Samstag veröffentlichten Videobotschaft. Ob in Rostock, München, Apolda oder Zweibrücken, in großen Städten und kleinen Gemeinden sei die demokratische Mitte der Gesellschaft hellwach. „Unsere Demokratie ist lebendig“, sagte das Staatsoberhaupt.

Die große Mehrheit im Land stehe vereint gegen Menschenhass, Gewalt und Extremismus. „Und was wichtig ist: Diese große Mehrheit zeigt sich, sie ist sichtbar“, sagte Steinmeier. Auch am Wochenende demonstrieren zahlreiche Bürgerinnen und Bürger gegen den Rechtsruck.

Seit einem Bericht des Recherchenetzwerks „Correctiv“ über ein Treffen von AfD-Vertretern mit Neonazis und Unternehmern Ende November gibt es bundesweit große Demonstrationen gegen Rechtsextremismus. Laut der im Januar veröffentlichten Recherche wurde bei dem Treffen über die massenhafte Ausweisung von Menschen mit Migrationsgeschichte gesprochen.

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Internationale Wochen gegen Rassismus starten in Erfurt

evangelisch.de 3 months ago
Internationale Wochen gegen Rassismus starten in Erfurt evde_m_admin Sa., 17.02.2024 - 09:40

Darmstadt (epd). Die Internationalen Wochen gegen Rassismus vom 11. bis 24. März eröffnen bundesweit in Erfurt. Den Auftakt gestalteten unter anderen die thüringische Migrations- und Justizministerin Doreen Denstädt und die Vorsitzende des Stiftungsrats der Stiftung gegen Rassismus, die Bundestagsabgeordnete Filiz Polat (beide Grüne), sagte die Stiftungs-Referentin Isabel Schmidt in Darmstadt dem Evangelischen Pressedienst (epd). Rund 60 Städte bereiteten ein Veranstaltungsprogramm vor. Im vergangenen Jahr habe es rund 2.300 Veranstaltungen während der UN-Wochen in Deutschland gegeben.

Die Sportverbände Deutscher Fußball-Bund, DFL-Stiftung, Deutsche Sportjugend im Deutschen Olympischen Sportbund und „Pink gegen Rassismus“ rufen zu einem Aktionstag „#BewegtGegenRassismus“ am 16. März auf. Die Deutsche Sportjugend etwa hat einen Vereinswettbewerb zum „Kampf gegen Rassismus im Sport“ ausgelobt. Vereine können sich mit Aktionen beteiligen, wie etwa einer Trikotaufschrift, einem Turnier mit Migranten-Vereinen oder Workshops gegen Rassismus im Vereinsheim.

Während der Internationalen Wochen laden nach Schmidts Angaben wieder Religionsgemeinschaften gegenseitig zu Gebeten und Veranstaltungen ein, darunter bundesweit mehr als 1.800 Moscheegemeinden. Zur zentralen interreligiösen Feier am 17. März lade die evangelische Kirche Gläubige aller beteiligten Religionsgemeinschaften um 10 Uhr in die Marktkirche Hannover ein.

Viele Städte bieten am 21. März nach den Worten der Stiftungs-Referentin „Rundwege für Demokratie und gegen Rassismus“ an. Diese Rundwege führten etwa zu Orten des Gedenkens oder zu Gotteshäusern verschiedener Religionsgemeinschaften. Der zentrale Stadtrundgang finde in Dresden statt. Der Politische Jugendring Dresden und der Ausländerrat veranstalteten eine „kritische Radtour“ vom Bahnhof Neustadt zum Johannstädter Kulturtreff mit thematischen Stationen.

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Lauterbach: Organspende-Register soll am 18. März an den Start gehen

evangelisch.de 3 months ago
Lauterbach: Organspende-Register soll am 18. März an den Start gehen evde_m_admin Sa., 17.02.2024 - 09:38

Berlin (epd). Das vom Bundestag beschlossene Organspende-Register soll laut Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) im März online gehen. „Das digitale Organspende-Register wird am 18. März nun endlich an den Start gehen“, sagte der Minister der „Rheinischen Post“ (Samstag). Es werde den Organspende-Mangel nicht sofort beheben, aber es sei ein wichtiger Schritt nach vorne.

In dem Register können Bürgerinnen und Bürger ihre Bereitschaft zu einer Spende oder ihre Ablehnung festhalten. Das Register ist freiwillig und kostenlos. Das elektronische Verzeichnis geht auf einen Beschluss des Bundestags aus dem Jahr 2020 zurück und soll die Spendenbereitschaft steigern.

Nach Zahlen der Deutschen Stiftung Organtransplantation stieg die Zahl der Spenden 2023 im Vergleich zum Vorjahr. Der Anstieg betrug demnach elf Prozent. 965 Menschen spendeten nach ihrem Tod ein oder mehrere Organe, 96 mehr als im Jahr 2022.

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Bauorden-Geschäftsführer: Mehr Wohnungen und Kitaplätze für Ukrainer

evangelisch.de 3 months ago
Bauorden-Geschäftsführer: Mehr Wohnungen und Kitaplätze für Ukrainer evde_m_admin Sa., 17.02.2024 - 09:35

Ludwigshafen (epd). Zwei Jahre nach Beginn des russischen Angriffskrieges sind nach den Worten des Geschäftsführers des Internationalen Bauordens, Peter Runck, viele ukrainische Flüchtlinge in Deutschland weiter auf Hilfe angewiesen. Für die Geflüchteten, mehrheitlich Frauen und Kinder, seien Wohnungen, Kitaplätze und Räume für Selbsthilfegruppen dringend nötig, sagte Runck dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Ludwigshafen.

Auch müssten in den Kommunen mehr Sprachkurse für die Geflüchteten angeboten werden, sagte der Geschäftsführer des Bauordens. Der Verein mit Sitz in Ludwigshafen unterstützt in ganz Europa gemeinnützige und soziale Einrichtungen bei Bau- und Renovierungsarbeiten, auch in der Ukraine.

Zu Beginn des Krieges hätten sich viele Bürgerinnen und Bürger etwa in Willkommenstreffen um die neu ankommenden Menschen gekümmert. „Doch jetzt fehlen sie“, monierte der Sozialpädagoge. Die Hilfsbereitschaft in der deutschen Bevölkerung sei aber noch immer sehr hoch, vor allem gegenüber Frauen und Kindern.

Ungerechtfertigt sei in vielen Fälle die Kritik, dass ukrainische Flüchtlinge keine Arbeit aufnähmen und staatliche Leistungen bezögen, sagte Runck. Mütter mit kleinen Kindern könnten oftmals nicht arbeiten. Der Bauorden hilft in der Ukraine derzeit mit Geldern beim Wiederaufbau in den Kriegsregionen.

Besonders jugendliche Geflüchtete seien durch den Schulunterricht hierzulande und den Fernunterricht in der Ukraine großen Belastungen ausgesetzt und benötigten mehr Aufmerksamkeit, sagte Runck. Manchen jungen Männern, die als Minderjährige geflüchtet seien, drohe der Kriegsdienst.

Zahlreiche Ukraine-Flüchtlinge, darunter Männer, die sich zum Dienst an der Waffe meldeten, seien in ihre Heimat zurückgegangen oder planten dies. In der Region Ludwigshafen etwa gebe es unter den Rückkehrern auch viele Ältere, die in Deutschland nicht zurechtkämen. Druck werde unter den Geflüchteten auch auf wehrfähige Männer ausgeübt, die nicht gegen die russischen Aggressoren kämpfen wollten, berichtete Runck.

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Hausärzte fordern mehr Tempo bei Umsetzung der Gesundheitsreform

evangelisch.de 3 months ago
Hausärzte fordern mehr Tempo bei Umsetzung der Gesundheitsreform evde_m_admin Sa., 17.02.2024 - 09:08

Hannover, Berlin (epd). Angesichts der aktuellen Grippewelle drängt der Verband der Hausärztinnen und Hausärzte Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zu einer schnelleren Umsetzung der angekündigten Gesundheitsreform. „Lauterbach hat Anfang Januar die Maßnahmen dazu selbst vorgestellt. Die Politik hat sich seither aber kein Stück bewegt - hier muss schnell gehandelt werden, die Zeit läuft uns davon“, sagte die Bundesvorsitzende der Hausärzte, Nicola Buhlinger-Göpfarth, dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ (Samstag). Die extreme Auslastung der Hausarztpraxen sei nicht allein auf die aktuelle Grippewelle, sondern auch auf strukturelle Probleme im Gesundheitssystem zurückzuführen, betonte die Medizinerin.

„Wir haben immer weniger Zeit für immer mehr Patientenanliegen“, sagte Buhlinger-Göpfarth. „Investitionen in unsere Praxen und in unser Personal, um hier entgegenzuwirken, werden aufgrund des hohen Kostendrucks, der nicht ausgeglichen wird, immer schwieriger.“ Die Auswirkungen würden vor allem Patientinnen und Patienten spüren, fügte sie hinzu: „Wartezeiten nehmen zu, Termine werden knapper, Praxen müssen ohne Nachfolge schließen.“ Lauterbach hatte zu Jahresbeginn angekündigt, Praxen durch die Streichung von Budgetdeckelungen und einen Abbau der Bürokratie entlasten zu wollen.

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Migrationsexpertin: Bezahlkarte kann Verwaltungsaufwand senken

evangelisch.de 3 months ago
Migrationsexpertin: Bezahlkarte kann Verwaltungsaufwand senken evde_m_admin Sa., 17.02.2024 - 06:37

Chemnitz (epd). Die Migrationsforscherin Birgit Glorius hält die Einführung einer Bezahlkarte für Geflüchtete für sinnvoll. Der Verwaltungsaufwand der Kommunen bei der Ausgabe von Asylbewerberleistungen könne dadurch sinken, sagte die Professorin der TU Chemnitz im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Einen zusätzlichen Nutzen sehe ich in der Möglichkeit, dass Geflüchtete auch bargeldlos einkaufen können, was mehr den heutigen Alltagsnormen entspricht als das Hantieren mit Bargeld.“ Durch die Bezahlkarten könne so auch ein Gleichstellungseffekt mit der übrigen Bevölkerung verbunden sein, sagte Glorius.

Sie verwies zur Begründung auf den bisherigen Aufwand bei der Versorgung von Asylbewerbern. Sie haben per Gesetz Anspruch auf die Deckung von Grundbedürfnissen, wie Wohnen, Bekleidung und Lebensmittel. Zudem steht ihnen ein Taschengeld zu. Zumindest in Kommunen, wo bisher mit Sachleistungen gearbeitet wird, brauche man eine Lagerhaltung, einen zentralen Einkauf und Personal für die Ausgabe. „Das ist ein erheblicher Aufwand.“ Dagegen müsse die Bezahlkarte nur einmal ausgehändigt werden, alles andere erfolge auf digitalem Wege.

„Sicherlich benötigt die Auszahlung des Taschengeldes als Bargeldleistung weiterhin eine parallele Verwaltungsstruktur, aber die Kombination Bezahlkarte und Taschengeld ist in der Summe weniger aufwendig als die Kombination Sachleistungen und Taschengeld“, betonte die Expertin.

Zugleich stellte die Professorin klar, dass Sozialleistungen für Geflüchtete, „gleich in welcher Zahlart, kein entscheidender Pull-Faktor sind“. Migration und Flucht folgen nach ihren Worten ganz anderen Logiken. „Ich würde Politikerinnen und Politikern aus dem demokratischen Parteienspektrum raten, sich mit entsprechenden öffentlichen Äußerungen ein wenig zurückzuhalten.“ Denn die Erwartungshaltung, dass die Bezahlkarte eine abschreckende Wirkung auf die Migrationsentscheidung von Asylsuchenden haben könnte, suggeriere, „dass sie nicht aus asylrelevanten Gründen nach Deutschland kommen, sondern um sich hier ohne eigenes Zutun ein schönes Leben zu machen“.

Glorius kritisierte die öffentlich geäußerten Erwartungen der Politik, dass die Bezahlkarte auch dazu beitrage, die Zahl neuer Geflüchteter zu senken. Damit legitimierten Politiker „die pauschale negative Stereotypisierung von Asylsuchenden und normalisieren zugleich die Ansichten von anti-demokratischen Kräften in diesem Land“.

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Jesuiten-Flüchtlingsdienst: Bezahlkarte ist schäbig

evangelisch.de 3 months ago
Jesuiten-Flüchtlingsdienst: Bezahlkarte ist schäbig evde_m_admin Sa., 17.02.2024 - 06:10

Berlin (epd). Der Jesuiten-Flüchtlingsdienst (JRS) lehnt die von den meisten Bundesländern beschlossene Bezahlkarte für Asylbewerber ab. „Es ist nicht erkennbar, welches reale Problem durch sie gelöst werden soll“, sagte der stellvertretende Direktor Stefan Keßler im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Vor allem wegen des erwartbar hohen technischen Aufwandes erscheine die Einführung wenig sinnvoll, kritisierte der Referent für Politik und Recht, Sozial- und Verfahrensberatung. Es sei „schlicht und einfach schäbig, die Karte aus migrationspolitischen Erwägungen heraus besonders abschreckend zu gestalten“.

Die Bundesländer erhoffen sich von der Karte, die primär zum Einkaufen dienen soll, eine einfachere Auszahlung der Asylbewerberleistungen. Elektronisch bezahlt werden kann nur, wenn auf der Karte ein Guthaben vorhanden ist. „Wir können nicht nachvollziehen, inwieweit mit der Bezahlkarte die Verwaltungsabläufe wesentlich vereinfacht werden sollen“, sagte Keßler. Nur wenn mit der Bezahlkarte auch Bargeld abgehoben werden könne, was nicht vorgesehen sei, könne die parallel erfolgende Auszahlung von Bargeld in den Kommunen wegfallen. „Aber es wäre einfacher, den Menschen den Zugang zu regulären Bankkonten zu ermöglichen und die Hilfeleistungen darauf zu überweisen“, erklärte der Experte.

Die Restriktionen, die die Karte mit sich bringe, seien grundsätzlich der falsche Weg in der Integrationspolitik. „Sozialleistungen sind keine Pull-Faktoren. Wir erleben in unserer Arbeit eher, dass uns die Flüchtlinge sagen: Ich will arbeiten und selbstständig sein, nicht von staatlicher Hilfe leben müssen.“ Die Bezahlkarte sei zudem verfassungsrechtlich bedenklich, denn nach der höchstrichterlichen Rechtsprechung müssten Sozialleistungen so gestaltet sein, dass sie den realen Bedürfnissen der Betroffenen entsprechen. „Migrationspolitische Gesichtspunkte, so das Bundesverfassungsgericht ausdrücklich, dürfen dabei keine Rolle spielen“, betonte Keßler.

„Mit der Bezahlkarte werden eher neue Probleme in der Verwaltung und bei der Beratung auftauchen, aber keine bestehenden Probleme gelöst“, sagte Keßler. Zu dem Plan der Länder, mittels Bezahlkarte Geldtransfers in die Heimatländer der Geflüchteten zu unterbinden, erklärte er, die Behauptung massenhafter Überweisungen werde „zwar immer wieder aufgestellt, ist aber bislang nie empirisch belegt worden“. Von den geringen Beträgen, die Asylsuchende an staatlicher Hilfe erhalten, ließen sich große Geldtransfers kaum finanzieren.

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