"Er führte mich aus ins Weite..."
Im Hochsommer 1810 wanderte Caspar David Friedrich mit einem Freund durchs Riesengebirge. Zurückgekehrt begann er mit dem großen Ölgemälde „Morgen im Riesengebirge“. Wie Meereswellen muten die verdunstenden Nebelschwaden an, die auf den Berghöhen liegen. Ein Anblick, den der Maler beim Abstieg von der Schneekoppe hatte.
Auf dem großen Felsen im Vordergrund steht ein hohes Kruzifix. Weit ragt es in den Morgenhimmel hinein. Am Horizont geht die Sonne auf und erleuchtet das Kreuz. Sie strahlt auch eine weiß gekleidete Frau an, die sich mit der rechten Hand am Kreuz festhält und mit der linken einen schwarz gewandeten Mann das letzte Stück auf den Felsen emporzieht. Der Mann, so wird vermutet, stellt den Maler selbst dar, die Frau seinen Glauben bzw. seine Seele.
Am 5. September wird der 250. Geburtstag Caspar David Friedrichs begangen. Seine Landschaftsbilder sind berühmt für ihre oft etwas melancholische Stimmung, für seine intensive Beziehung zur Natur, aber auch für ihre tiefe Spiritualität.
Von der Weite, die er auf die Leinwand bannt, singt bereits ein. Psalm: „Gott führte mich hinaus ins Weite, er riss mich heraus; denn er hatte Lust zu mir.“ (Ps 18,20).
In der Ferienzeit wird sie bei vielen ganz stark: die Sehnsucht nach Weite.
Möge Gott sie uns gönnen, uns herausreißen und unsere Füße und unsere Seele auf weiten Raum stellen.
Pfarrerin Christine Jahn