Besinnung

Geburt Christi
Bildrechte Evang.-Luth. Kirchengemeinde Baiersdorf

"...dass ich dich möchte fassen"

 

… etwas von Dir verstehen, wenigstens einen Strohhalm in der Hand haben. Dich anfassen können, um dich zu fassen. Das würde meinen Glauben an dich festigen. „Dass ich dich möchte fassen“, dichtet Paul Gerhardt in einem seiner Weihnachtslieder und spricht von der tiefen menschlichen Sehnsucht, Gott zu fassen. Wir ahnen ihn, sehen es leuchten in der Ferne, in unser Leben hineinragen, wie die Wolke, die im Baiersdorfer Weihnachtsbild, durch die offene Tür schaut, sich fast schon hineindrängt in den Stall von Bethlehem. Aber wer kann schon eine Wolke fassen?

Auf der rechten Seite des Stalls ist ein blumenartiges Gebilde gemalt, das einen anderen Zugang zu Gott darstellt: Das soll der brennende Dornbusch sein, vor dem einmal Mose stand. Gott ruft ihn aus dem lodernden Busch heraus an und offenbart seine Nähe: „Ich bin mit dir, höre dein Rufen, sehe deine Not und komme hernieder.“ Zu fassen bekommt ihn Mose dennoch nicht. „Ich werde sein, der ich sein werde“, sagt Gott, gewiss da, aber deinem Zugriff entzogen.

 Und dann das: Kleiner geht es nicht. Ein Baby, nackt, im Stall, von Menschen umringt, von   Tieren  beäugt, vielleicht sogar geleckt. Pummelig, hilflos, aber zum Knuddeln. Das soll Gott   sein? Die Hirten machen es richtig: fassen sich ans Herz, gehen auf die Knie, lassen ihren Stab   fallen und beten dieses Gotteskind an: An ihm liegt es nun gewiss nicht mehr. Fassbarer kann   sich der Unfassbare nicht machen. Jetzt liegt es an uns, ob wir einstimmen können: „Ich sehe   dich mit Freuden an und kann mich nicht satt sehen; und weil ich nun nichts weiter kann, bleib   ich   anbetend stehen. O dass mein Sinn ein Abgrund wär und meine Seel ein weites Meer, dass ich dich möchte fassen!“ (EG 37,4).

Pfarrerin Christine Jahn