„Pfingsten ist, wenn du mehr kannst, als du denkst“
Liebe Gemeinde,
Im Juni feiern wir in der Kirche das Pfingstfest - den Geburtstag der Kirche. Wild und laut geht es meist zu, wenn die Bibel vom Gottesgeist erzählt: Als stürmisch wehender Wind, als loderndes Feuer, fließendes Wasser, schnell dahinziehendes Wolkengebilde oder als Taube erscheint er den Menschen. Bewegung. Energie. Schöpfungskraft. Die Bibel erzählt, dass sich die Jünger nach Jesu Kreuzigung besonders verloren fühlten. Sie kamen zusammen, unsicher, wie es weitergehen soll. Alles bisherige, was sie kannten, gab es nicht mehr. Sie sprachen miteinander. Plötzlich spürten sie eine neue Kraft. Neue Hoffnung ermutigte sie. Alles, was Jesus gelehrt hatte, wurde wieder lebendig. Es heißt in der Apostelgeschichte: „Sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist.“ (Apostelgeschichte 2,4)
Für mich macht der Heilige Geist die Jünger frei von allem, was lähmt: Ängste, Selbstblockade und viel zu viele Sorgen. Gottes Geist schenkt uns neuen Mut, Wagemut auch mal was Verrücktes auszuprobieren, neue Kraft und eine große Portion Zuversicht und Vertrauen für neue Wege.
Mit meinen Schülern habe ich im Religionsunterricht über Pfingsten gesprochen. Ich habe von den niedergeschlagenen Jüngern in Jerusalem erzählt. Erfüllt von der Kraft des Heiligen Geistes konnten sie dann wunderbare Dinge tun. Dinge, die sie nie zuvor gelernt hatten. Ein Schüler dachte nach und meinte dann: „Pfingsten ist, wenn du mehr kannst, als du denkst.“
Ich habe noch nie eine so gute Erklärung gehört. PÞngsten heißt, eigene Grenzen, Ängste überschreiten. Er macht Mut, Dinge zu wagen, von denen man nie dachte, dass man sie kann. Dieser Geist „weht, wo er will“. Er kann nicht erzwungen werden – er wirkt, wo Menschen dafür offen sind. Niemand kann den Heiligen Geist pachten. Er hält sich nicht an Grenzen und Hierarchien. In der Geschichte des Christentums drohte der mächtig brausende Atem Gottes oft zu einem matten Hauch Besinnung zu verkümmern. Zum Glück gab und gibt es bis heute Gegenbewegungen. Er schwirrt immer noch frei herum, der Gottesgeist. Er taucht dort auf, wo man ihn nicht vermutet. Er sorgt für Überraschungen, bringt die gewohnten Abläufe durcheinander. Und das ist gut so.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie Gottes Geist immer wieder Mut machend erleben dürfen.
Ihre/Eure Pfarrerin
Mareike Rathje